Im Winter, allein und über eine der längsten Routen
Als ich 2016 nach Island kam, um es im Sommer zu bewandern, begeisterte mich die kühle, vulkanische Einöde. Diese Wildnis war voller Anmut – Vulkanlandschaften, Gletscher, Stille und Einsamkeit ließen mich mich auf jeden meinen Schritt konzentrieren. Die Sommerbegehung endete mit der Verbindung der 2 äußersten Punkten der Insel: der Kaps Gerpir und Bjargtangar. Bereits damals wusste ich, dass ich Island zu Fuß und allein auch im Winter bewandern möchte.
Der Autor des Textes ist Łukasz Supergan, Cumulus ambassador
Die Gedanken über die Winterbegehung begleiteten mich eine lange Zeit, sie machten mir aber Angst. Ich hatte wohl das Gefühl, dass ich nicht bereit war, eine solche Herausforderung anzunehmen. Einige Tage im Winter polnische Berge zu bewandern, ist das Eine. Etwas anderes ist aber, alleine mit einem großen Equipment über die Arktis bei kurzen Tagen, bei Frost und starkem Wind, für den Island bekannt ist, zu marschieren. Ich hatte eine lange Winterbegehung hinter mir – 840 km über die Karpaten in der Slowakei. Dann aber ging ich mit einem Rucksack, über einen gekennzeichneten Pfad und von Zeit zu Zeit traf ich dort andere Menschen.
Auf Island war ich auf mich allein gestellt.
Und gar nicht ermutigend war die Tatsache, dass meine Winterabenteuer: in den ukrainischen Beskiden und am Mont Blanc in den 2 früheren Saisonen kläglich scheiterten.
Trotz alledem erschien ich Ende Januar 2020 an der Ostküste Islands und begann meinen langsamen Marsch zu den Höhen, die das abgeschiedene, wilde Innere des Landes bildeten. Nach 3 Tagen stand ich an ihrem Rande und blickte in die Tiefe der hypnotisierenden, weißen Einöde, die mit Bändern reißender Flüsse und Gebirgsketten durchschnitten war. Stets fühlte ich mich nicht bereit, ich brach aber auf. Ich lavierte unter ihnen hin und her und mit jedem Tag war ich immer geschickter im Manövrieren des Skis und des Schlittens. Im Winter ist das Innere der Insel wie leblos; indem ich aber in die Insel eindrang, entdeckte ich, wie unterschiedlich die Orte waren, an denen ich gerade vorbeigegangen war. Die wellenförmige Hochebene im Osten, Lavafelder, riesige Ebenen an den Füßen der Gletscher. Der Wind formte seltsame Gestalten im Schnee und die niedrige, arktische Sonne hob davon jedes einzelne Detail hervor.
Schnell bemerkte ich, dass es Island war, das das Sagen hatte.
Bei Frost von bis zu -20 Grad Celsius, manchmal mitten im Schneesturm, ging ich fast jeden Tag und schleppte den 50 kg schweren Schlitten. Die Ausrüstung wählte ich sorgfältig aus; die war das, was mich am Leben halten sollte. Außerdem brauchte ich aber auch jede Menge Entschiedenheit.
Eine Woche nach meinem Aufbruch schmolz ein gewaltiges Tauwetter einen Teil Schnee, indem es Felsen entblößte und die Lavafelder in ein Labyrinth voller Steine verwandelte. Zwei Tage lang ging ich, indem ich den Schlitten über die nackten Felsen schleppte und über entstandene Gewässer und Seen zog. Die Rückkehr der Frost versprach aber keine guten Bedingungen – der zum Teil geschmolzene Schnee wurde zum harten Firn, manchmal zum Eis und bis zum Ende meiner Reise traf ich auf große Flächen gefrorener Schneedecke, auf der der Ski keine Haftung bekam. Den isländischen Winter beschreibt am besten das Wort „Vielfalt“, denn die Wetterverhältnisse änderten jeden Tag. Schneeverwehungen übergingen ins Eis, der feste Firn - in Steine. Schneestürme brachten keinen neuen Schnee mit sich. Der Wind verwehte ihn vom Gebirge in die Täler, indem er große Felsenflächen entblößte und mich zum Lavieren zwang. An guten Tagen ging ich energisch über die weiße Ebene. An schlimmeren – zog ich den Schlitten über Steine, lavierte vorsichtig über vereiste Bergabhänge, ging an Stein- und Kiesfeldern vorbei, überquerte das Glatteis und zog den Ski aus Schneewehen. Ich lernte jedes mögliche Wintergelände kennen.
Ein großer Vorteil dieser Reise war aber die richtige Vorbereitung. „Richtig“ heißt hier „allseitig“. Meine Ausrüstung wählte ich mit größter Sorgfalt aus; der einzige Fehlschlag war endlich der Schlitten (der biegsame „Paris“-Schlitten versagte auf Eis und Felsen). Dank der angemessenen Kleidung konnte ich mich Schneestürmen stellen und in starkem Wind wandern. Die richtige Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel sorgten für meine Kraft. Das ganze Jahr Training kräftigte und bereitete auf Anstrengung diese Muskeln vor, genau die ich brauchte. Die Route und alternative Strecken bearbeitete ich in kleinsten Details. Ich entdeckte, dass sich mein Erfolg aus meinem Lernen ergab – aber auch aus meinen Niederlagen, die an sich die beste Lehre sind. An die Traverse von Island ging ich mit großer Vorsicht heran und vielleicht deswegen stand ich nach 32 Tagen, erschöpft und durchgefroren an der Westküste in Borgarnes und nach weiteren 4 Tagen erreichte ich das Kap auf der fernen Halbinsel Snæfellsnes.
Wenn ich zurückblicke, sehe ich, wie viel ich nicht nur dem Wetter, sondern vor allem den Erfahrungen der letzten Saisons zu verdanken habe. Mein ganzes Wissen über Winter, Navigation, Camping und Marsch, das ich über mehrere Jahre sammelte, bündelte sich auf Island wie in einem Brennglass und half mir die Strecke sicher zurückzulegen.
Die Begehung von Island war meine erste, harte Lehre des Reisens in der Arktis, war eine Erweiterung meiner Grenzen und meines Horizonts. Sie war auch eine der nur wenigen Winterbegehungen der Insel vom Osten nach Westen – und vielleicht die einzige, die im Kalenderwinter veranstaltet wurde. Hunderte Kilometer durch die Insel waren eine schöne Lehre, ein einzigartiges Abenteuer und die Erfahrung der arktischen Schönheit, die mit mir für immer bleiben werden.
Bei der Winterbegehung von Island benutzte ich:
Schlafsack Teneqa 1000 -> prototyp, eine erweiterte Version dieses Models mit der Grenztemperatur von -30 Grad Celsius;
Jacke Neolite Endurance -> eine sehr warme Jacke, die sich perfekt für das Fotografieren in der Nacht bei starker Frost eignet;
Jacke Climalite Full Zip -> mein Basisschutz während des Marsches bei der Temperatur von -20 Grad Celsius und weniger.